Nachhaltig und enkeltauglich Wirtschaften
Mit der Gemeinwohl-Ökonomie die Zukunft lebenswert gestalten
Nachhaltiges Smartphone? Aus Deutschland?
Ja, das gibt’s. Komplett zerlegbar und reparierbar, fair produziert. Zwei innovative Brüder aus dem kleinen Ort Falkenberg in Nordhessen messen ihren Erfolg vor allem an ihrem Beitrag zum Gemeinwohl. Ein wesentlicher Teil der Gewinne wird regional in sozial-ökologische Projekte für die Menschen vor Ort, sowie in Bildungsprojekte in Afrika investiert. „Shiftphone“, der Name steht für Wandel, ist Sieger des deutschen Nachhaltigkeitspreises für Design 2021 und in 2022 eines von 700 zertifizierten Unternehmen der Gemeinwohl-Ökonomie.
Ein sehr motivierendes Beispiel dafür, dass Unternehmen gerade deshalb erfolgreich sind, weil sie nachhaltig wirtschaften. Viele Unternehmen investieren bereits sehr viel Arbeit und Ideen in ihre nachhaltige Entwicklung. Doch es könnten und sollten noch viel mehr sein. Denn es bewirkt sehr viel Gutes für Wirtschaft, Gesellschaft und Natur. Nachhaltigkeit ist der richtige Weg, heute und für Generationen. Enkeltauglich eben. Die Gemeinwohl-Ökonomie gehört dazu.
Lassen Sie uns über Zukunftschancen reden. Darüber, wie Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zum Wohle aller zusammen gehen, was Unternehmen, Gemeinden, Bildungseinrichtungen, Institutionen, Landwirtschaft und Privatpersonen bereits tun und tun können.
Nachhaltigkeit
Schauen wir erst darauf, was der „Nachhaltigkeit“ bedeutet. Zum ersten Mal schriftlich formuliert wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit 1713 von Hans Carl von Carlowitz für die Forstwirtschaft: „Im Wald ist nur so viel Holz zu schlagen wie permanent nachwächst“. Damit der Wald sich regenerieren kann.
Unsere moderne Lebens- und Wirtschaftswelt fasst Nachhaltigkeit viel weiter. Stark vereinfacht gesagt geht es darum, wie positiv wir das Zusammenspiel von „Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft“ (Ökologie, Soziales und Ökonomie) für ein gutes Leben zum Wohle aller gestalten. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist heute aktueller denn je. Klimawandel, CO2-Reduzierung, Ressourcen sparen und schonen, Ernährung, Gesundheit und zig weitere Gründe.
Die Gemeinwohl-Ökonomie – Wirtschafts-Bewegung
Die Gemeinwohl-Ökonomie (kurz GWÖ) ist das Zukunftsmodell einer ethischen Marktwirtschaft. Ihr grundlegender Zweck und oberstes Ziel ist das Wirtschaften zum Wohl von Menschen und Umwelt.
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist zugleich eine unabhängige Gesellschafts- und vor allem Wirtschafts-Bewegung. Sie trägt in allen Bereichen der Gesellschaft dazu bei (siehe Abb.)., heutigen und zukünftigen Generationen gleiche Chancen für ein gutes Leben auf einem gesunden Planeten zu ermöglichen. Die GWÖ hat als Grundlage u. a. die allgemeine Erklärung der Menschenrechte, demokratische Grund- und Verfassungswerte, die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
Große Worte, denen jedoch seit langem und erfolgreich konkrete Taten folgen. Die Gemeinwohl-Ökonomie startete 2010 in Österreich, Bayern und Südtirol aus einer Initiative innovativer Unternehmer:innen um den Wirtschaftsautor Christian Felber. Mittlerweile ist die GWÖ weltweit in 30 Ländern aktiv, bereits Studienfach einiger Universitäten und Hochschulen. Mehr als 700 Unternehmen aller Branchen und Größen sind heute bereits gemeinwohl-zertifiziert. Ebenso eine wachsende Anzahl von Kommunen, Institutionen und Bildungseinrichtungen.
Enkeltauglich und wirtschaftlich erfolgreich – Gewinn für Gesellschaft und Umwelt
GWÖ-Unternehmen sehen den Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft z. B. darin: nachhaltige und langlebige Produkte setzen sich durch, Wertschöpfung bleibt vermehrt in der Region, es werden gute und sinnvolle Arbeitsplätze geschaffen, die Attraktivität für Mitarbeiter und Kunden nimmt zu, das wirtschaftliche Miteinander wird menschlicher und es werden wertvolle Potenziale für Umwelt- und Klimapolitik erschlossen.
GWÖ-Unternehmen fragen nach dem „Wozu“ ihres Tuns, sie bemessen ihren wirtschaftlichen Erfolg nicht an Geldvermehrung oder Wachstum. Zu ihrem Gewinn zählt ihr Beitrag zum Gemeinwohl. Sie handeln nach den vier GWÖ-Grundwerten „Menschenwürde“, „Solidarität und Gerechtigkeit“, „ökologische Nachhaltigkeit“, „Transparenz und Mitentscheidung“. Für die Umsetzung stehen den Unternehmen bewährte Werkzeuge zur Verfügung.
Die Gemeinwohl-Matrix (siehe Abb.) ist das vielfach bewährte Bewusstseins- und Transformations-Werkzeug der GWÖ. Unternehmen und Institutionen überprüfen anhand von 20 strategischen Themenfeldern ihr Handeln nach den vier Gemeinwohl-Kernwerten und fünf Berührungsgruppen (Stakeholder) der Werkschöpfungskette.
Die „Gemeinwohl-Bilanz“ ist das werteorientierte Messwerkzeug und zugleich Berichtsverfahren für die Umsetzung. Mit der Gemeinwohl-Bilanz lässt sich ein Organisations- und Entwicklungsprozess für mehr Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit starten und weiterführen. Eine freiwillige Zertifizierung berechtigt zum Tragen des Gütesiegels „Gemeinwohl-bilanzierendes Unternehmen“. Damit lässt sich das Nachhaltigkeits-Engagement nach innen und außen dokumentieren und präsentieren.
Die Workshopreihe „Fokus Gemeinwohl“ ist der niederschwellige Einstieg in das Nachhaltigkeits-Management für Unternehmen. Einfach und mit wenig Aufwand lassen sich Status Quo und Potenziale ermitteln, um Unternehmen in eine nachhaltige Zukunft zu steuern.
Das „Ecogood Business Canvas (EBC)“ der GWÖ ist das neue und ideale Geschäftsmodell-Werkzeug, für die Gründer*innen, StartUps und Unternehmen, denen sinnerfülltes Wirtschaften und mehr wichtig ist. Die ihr Geschäftsmodell auf dessen nachhaltige und enkeltaugliche Grundhaltung und die Wirkung in allen beteiligten Berührungsgruppen (Stakeholder) konzentrieren wollen. (Abkürzung ecogood = „Economy for the common good“, engl. für Gemeinwohl-Ökonomie; „Canvas“ = Leinwand, visuelle Darstellung des Geschäftsmodells)
Nutzen der Gemeinwohl-Ökonomie für Unternehmen
Unternehmen brauchen engagierte Mitarbeiter, zufriedene Kunden, fairen Wettbewerb, Resilienz, Zukunftsfähigkeit – und Gewinne. Doch es kommt darauf an, wie Unternehmen Gewinne erzielen und was sie damit machen. Ein Gewinn für Unternehmen, Gesellschaft und Umwelt gleichermaßen ist es, sinnstiftend danach zu streben, so nachhaltig zu wirtschaften, dass für uns, für unsere Kinder und Enkel eine lebenswerte Zukunft bleibt. Die Gemeinwohl-Ökonomie fördert genau das, wirtschaftlich erfolgreich zu sein und messbar nachhaltig, mit dem Ziel einer gesunden, ethischen Wirtschaft mit enkeltauglichem Wachstum.
Kontakt mit dem Autor Werner Furtner, Gemeinwohl-Wirtschafts-Partner, zertifizierter GWÖ-Berater und Offizieller GWÖ-Referent
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Der Beitrag ist Start einer Serie in 2022 über Nachhaltigkeit, Beispiele aus Wirtschaft und Gesellschaft, und Gemeinwohl-Ökonomie. Lesen Sie den aktuellen Beitrag online auf Mangfalltaler Werbering